März und April möchten wir in Hoi An sein und bleiben. Also brauchen wir eine Wohnung.
Wir wollen aus unserer Erfahrungen von 2016 lernen und es dieses Mal besser machen. Damals hatten wir, wie für Europa üblich, einfach ein Objekt über Airbnb gesucht und direkt für 6 Wochen fest gemietet, sehr leichtsinnig. Dabei gab es damals noch nicht einmal viele Angebote dort. Nicht nur, dass die Realität von den Fotos abweicht, sondern hinter dem Haus, genauer gesagt direkt hinter unserem Schlafzimmer wurden Hühner gehalten, auch ein Hahn. Wenn wir im Bett lagen, hörten wir die ganze Zeit das Kratzgeräusch und der verrückter Hahn hatte gar keinen Sinn für Tageszeit und krähte die ganze Nacht. Seitdem habe ich eine Hahnenkreischphobie.
Also werden wir dieses Mal nichts mieten, was wir nicht vorher gesehen haben und für gut befinden. So hatten wir im Reiseplan 4 Tage Hoi An vor Hanoi und Nordvietnam für Besichtigungen eingeschoben. 4 Tage sind nicht viel, also muss die Suche und Terminvereinbarungen vorab organisiert werden. Das war gar nicht einfach, zumal die meisten Vermieter frühestens ein Monat vor Einzug erst eine Aussage treffen wollen, ob ihr Objekt zu diesem Zeitpunkt überhaupt verfügbar ist.
Vor längerem schon bin ich auf die Hoi An Rentals Gruppe auf Facebook gestoßen und bin dieser beigetreten. Dort werden Wohnungen zur längerer Vermietung angeboten und angefragt. Ich hatte nach und nach einige Wohnungen gespeichert, die mir gefallen, ohne genau auf die Kriterien zu achten.
Als es dann um die Planung ging, haben wir uns genauer mit den Örtlichkeiten befasst und die gespeicherten Objekte in dieser Hinsicht nochmal angeschaut. Wir wollen nicht direkt in der Altstadt wohnen, zu viel Trubel. Wir sind aber auch niemand, die 2 Monate am Surfstrand leben wollen. Es blieben dann die Gebiete "Tra Que", das Vegetable Village, "Cam Thanh", das Coconut Village und das östliche Gebiet außerhalb der Altstadt in Cam Chau, der größte Stadtteil. Mit Cam Thanh verbinden wir die schöne Erinnerung eines Ausflugs damals mit unserem Freund. Wir waren mit dem Basket Boat, ein historisch rundes Bast-Fischerboot, entlang eines ruhigen Flusses, in dem Unmengen Palmen wachsen, zur Kochschule gebracht wurden und hatten dort einen schönen Tag verbracht. Recht abgelegen, ist es erstaunlich, dass es dort die meisten Mietangebote gibt. Mal sehen.
Zwei Wochen vor unserer geplanten Besichtigung hatten wir nur ein Objekt gefunden, bei dem wir einen Besichtigungstermin vereinbaren konnten. Laut Angabe des Vermieters handelt sich um ein Service-Apartment, sogar mit 2 Loft-Wohnungen auf dem Dachgeschoss. Auf den Fotos sehen sie wahnsinnig luxuriös aus. Hier schon mal vorweg genommen. Das Objekt ist ein etwas besseres Homestay. Homestays sind Pensionen bzw. B&B, bei denen im Haus der Familie Zimmer vermietet werden. Es war nur ein Studio verfügbar, d.h. Kein separates Schlafzimmer, aber mit einer Mini-Küche. Nach normalem Standard wäre es ok gewesen, aber die Enttäuschung ist vorprogrammiert, wenn solche Fotos angeboten werden und man dann mit der Realität konfrontiert wird. Da wir aber noch keine Alternative hatten, hatten wir nicht sofort abgesagt.
Ich hatte parallel über die FB Gruppe diverse Leute direkt angeschrieben, die Objekte, auch in der Vergangenheit, angeboten haben. Auch habe ich mir die Angebote in Airbnb nochmal angeschaut. Bis wenige Tage vor D-Day waren wir noch immer erfolglos. Ich wurde ungeduldig, aber mein Mann sagte, dass wir im schlimmsten Fall als Überbrückung in ein Hotel gehen könnten. Ja, es gibt genug Hotels, das beruhigte mich etwas.
Parallel, habe ich tatsächlich in Airbnb eine Villa gefunden, das aus 2 Häusern mit einem gemeinsamen Hof und 3 Schlafzimmer besteht. In der Hoffnung, dass wir vielleicht nur das Vorderhaus mit der Küche mieten könnten, haben wir eine Besichtigung vereinbart. Statt eine Villa hatte das Haus auch den Aufbau eines Homestays. Es gab einen Raum mit der Küche und Tisch, kein Wohnzimmer und eine diverse Anzahl von lose Schlafzimmern, der Pool war nicht nutzbar. Natürlich kann man nicht nur einen Teil mieten. Außerdem ruft er einen horrenden Preis nach europäischer Standard auf. Also wieder nix.
2 Tage vor der geplanten Besichtigung habe ich dann selbst einen Beitrag in der FB Gruppe veröffentlicht und genau aufgelistet, was wir suchten. Daraufhin gab es im Laufe der nächsten Tagen 20 Zuschriften, wow! Genauer betrachtet reduzieren sich die Angebote aber rasant, weil natürlich niemand meine Kriterien gelesen hat oder sie einfach ignorierte. Es waren viele Zimmer dabei, von Homestays und Hotels. Viele sehen schon auf den Fotos nicht gut aus. Kritisch ist in Vietnam immer das Badezimmer. Die Dusche nach vietnamesischem Standard besteht aus einer kleinen Düse über der Toilette ohne Abtrennung. Es waren doch 3 Wohnungen dabei, die wir genauer angefragt haben. Davon ist eine zu weit draußen, bei der 2. weiß ich bis heute weder Straße noch Preis und von der 3., ein Foto mit einem netten Hauseingang wollen wir besichtigen.
Ich frage als erstes meine üblichen 3 Fragen: wo, wie teuer und bitte um Fotos. Sie (das wusste ich erst später) kommunizierte über FB Messenger in Vietnamesisch, also musste ich jeden Satz ins Google Translate übertragen und übersetzen lassen. Gut, dass es das Tool gibt, benutzen übrigens alle hier. Auf meine 3 Fragen schickte sie mir ein Video vom Hausinnern. Wir sahen, dass es sich um ein neues Haus handelt. Ich fragte nochmal, wo sich das Objekt befindet. Daraufhin, mit zeitlicher Verzögerung, schickte sie mir ein zweites Video vom Außenbereich des Hauses sowie der Straße darum herum. Man kann sehen, dass es eine ruhige Gegend ist. Ich frage wieder wo, da schickte sie etwas, das ich weder übersetzen noch in Google Maps finden konnte. Ich bat sie mir einen Link zu schicken, sie schickte mir einen Link von irgendeiner Kartenanwendung, die ich weder kenne noch besitze. Ich fragte, Strategiewechsel, ob wir das Haus sehen können. Sie sagte, dass sie erst noch Haushaltartikel für die Wohnung besorgen muss. Also ja oder nein? "Ja heute:" Ich bat sie um einen Link in Google Maps, damit wir hinfinden. Das tat sie und wir gingen los. Erst näher am Ziel sahen wir, dass Google als Ziel eine riesige Freifläche anzeigt. Wir finden noch nicht einmal zu der geschickten Straße hin. Ich schrieb ihr dies und fügte ein Foto bei, wo wir stehen, an der Kreuzung einer sehr bekannten breiten Straße. Sie schrieb, dass sie aus dem Haus hoch läuft, um uns zu treffen und dass Sie aber außerhalb ihres Hauses kein Internet hat. Ich schrieb, dass wir ihre Straße noch nicht gefunden haben. Diese Erwiderungen wiederholten sich mehrmals, ich wollte schon aufgeben. Da schrieb sie, dass wir zur Hausnummer 229 kommen sollten, also wieder 10 Minuten in der Hitze laufen, mit der Hoffnung, dort findet sich die Abzweigung. Wir trafen uns dort und ich versuchte mit Händen und Füßen, dass sie uns ihr Standort auf Google Maps zeigen soll. Sie zeigte überall hin, nur nichts in unserer Nähe, sagt aber dass es nur 5 Minuten entfernt ist und zeigte in die Richtung, wo wir herkamen. Wir sagten, dann lasst uns los laufen, aber nein, man kann nicht laufen, sondern müssen einen Moped nehmen. Wir sagten, dass wir nicht mit Mopeds fahren und anscheinend gab es dann keine Lösung. Wir haben daraufhin die Transaktion abgebrochen. Ich habe später mal in FB nachgeschaut, sie hatte das Haus nie veröffentlicht gehabt.
Am Ende hat sich ein Makler, den ich unter anderem auch angeschrieben hatte, gemeldet und genauer gefragt, was wir suchten. Daraufhin hatte er uns zwei Objekte zur Besichtigung angeboten, eines in Cam Thanh und das anderen ca. 2 km östlich von der Altstadt. Nicht nur, dass die Wohnung in Cam Thanh total verwohnt und den Fotos nicht entsprach, wir waren auch erschrocken, was aus dem beschaulichen Coconut Village geworden ist. Nicht nur wurden großflächig Wohnungen gebaut, sondern der ruhige Fluss mit den Kokospalmen ist heute eine Schaubühne geworden.
Das andere Objekt, "Fullmoon Apartments", in dem wir nun wohnen, ist ein Service-Apartment in einem ganz neuen Apartmenthotel, daher sind wir zeitweise die einzigen Gäste. Es ist nicht ganz das, was wir wollten, es hat keine Küche und ist auch teurer, aber der Hauptvorteil ist der Erstbezug, alles ist neu und das Bad ist europäischer Style. Die Umgebung ist schön, eine Straße vor uns liegt der "Thu Bon River", der durch Hoi An fließt und eine Straße hinter uns ist ein anderer kleiner Fluss. Wir können zu Fuss ziemlich viel erreichen, bekommen das Apartment zweimal pro Woche geputzt und jeden Morgen ein kleines Frühstück und fühlen uns soweit wohl.
P.S.: Die letzte Zuschrift auf meine FB Anzeige war eine Frau, die während meines Aufenthaltes meine Freundin sein möchte. Wenn ich Bescheid gäbe, würde sie sofort zu mir kommen. Was das wohl bedeuten soll. 😉
Der lange Weg zum Appartment…Erstmal nervts wahrscheinlich etwas -aber eigentlich möchte man beim Reisen auch wissen, wie vor Ort Alltägliches läuft (bzw. nicht). Außerdem ist Buddha bestimmt der optimale Reisepartner🙂 Sieht toll aus - Genießt die Zeit!
Abenteurlich, ich lese Deine Zeilen und denke immerzu an Reinhard was er dann in den Situationen denkt und fühlt ;) Lass ihn schön grüßen.😘
Das ist dann ja noch mal gut gegangen. Da braucht ihr aber gute Nerven!