Hoi An ist berühmt für seine Schneider. An jeder Ecke gibt es welche, an manchen Stellen sogar ganze Straßenzüge, sie sind nicht zu übersehen. Trotzdem haben wir uns bisher nicht so sehr dafür interessiert, aber dann…
Es fing mit Indigo an, ein ganz wunderschöner intensiver Blauton. In der Nähe unseres Hotels gibt es einen kleinen Laden, in dem handgenähte Bekleidung aus Leinen und Seide verkauft wird. Meine Aufmerksamkeit haben sie jedoch mit ihren selbst gefärbten Stoffen geweckt, in Indigo. Sie nutzen die Indigopflanzen, die im Hochland Vietnams wachsen und folgen die Herstellung und Färbeprozessen der Hmong Frauen. Der Prozess ist nachhaltig und ökologisch, ohne Zusatz von Chemikalien.
In einem Top aus solch einen Stoff habe ich mich verliebt. Die kleine vietnamesische Größe passte leider nicht. 😬 Sie boten an, das Top auf meinem Maß nachzuschneidern. Leider gibt es den Indigo-Stoff nicht mehr, da dieser aufgrund der manuellen Produktion rar ist. Nach einem Tag hatte die Schneiderin selbst die Anprobe begleitet und eine Korrektur vorgeschlagen. Nach 2 1/2 Tagen war es fertig, mein erstes maßgeschneidertes Kleidungsstück.
Dies brachte meinen lieben Mann auf die Idee, seine sehr alte, nicht mehr ansehnliche Lieblingshose, nachschneidern zu lassen.
Wie haben wir die Schneiderei aus der Masse ausgewählt? Von den vielen hundert Schneidern gibt es nur vier, die groß genug sind, eine eigene Schneider-Mannschaft vorzuhalten. Bei diesen hat man nicht nur die Sicherheit, dass sowohl Verkäuferinnen und Näherinnen entsprechend ausgebildet sind, sondern es ist auch von Vorteil, wenn eine Schneiderin bei der Anprobe vor Ort ist. Eine von denen hat er ausgewählt, wahrscheinlich ein wenig beeinflusst von deren Sub-Line „most trusted tailor“. 🙂
Im Vorgespräch ging es zunächst um das Modell der Begierde. Die Verkäuferin hatte viele Fragen gestellt, obwohl die Hose zum Kopieren vorlag. Dann brachte sie zwei sehr dicke Stoffmusterbücher. Unglaublich, wieviele Stoffe vorrätig sind. Es wurde Maß genommen und die Original-Hose einbehalten. Die Anprobe soll schon am nächsten Tag, in ca. 24 Stunden sein. Bei der Anprobe wurden notwendige Anpassungen direkt an der Kleidung gesteckt. Wieder einen Tag später eine zweite Anprobe für die Änderungen, Knöpfe wurden ausgewählt, fertig. Die Ware wurde kostenlos an unser Hotel geliefert.
Der Vorgang hatte mich auf dem Geschmack gebracht, auch etwas nähen zu lassen, aber was? Ich habe mich für eine dünne weite Sommerhose entschieden, der Sommer steht ja Zuhause noch an. Dieses Mal gibt es keine Vorlage zum Kopieren. Ich hatte eine ähnliche Hose aus einem Online-Store ausgesucht und überwiegend mündlich meine Vorstellung erklärt. Die Verkäuferin hatte mit dem Kugelschreiber eine einfache Skizze gemacht, hatte gefragt, ob ich denn Taschen haben möchte, an die hatte ich gar nicht gedacht. Ich bin sehr gespannt, wie die Hose mit so wenigen und vagen Informationen von mir werden wird. Bei der Anprobe musste die Hose nur etwas gekürzt werden, sonst ist alles gut.
Wir sind mit der Schneiderkunst zufrieden und nehmen die positive Erfahrung mit. Für das nächste Mal bereite ich mich aber besser vor. 🙂

P.S.: Zum ersten Mal bin ich auf die natürliche Färbung mit Indigo durch den von mir schon häufig erwähnten französischen Fotografen „Rehahn“ aufmerksam geworden. In seiner Kunstgalerie in Hoi An unterhält er ein selbst finanziertes Heritage Museum über ethnische Völker von Vietnam. Seine Website ist so oder so sehenswert.
Ich habe mir bei meiner Vietnamreise 2008 auch 2 Kleider in HoiAn nähen lassen. Ich liebe die 2 Unikate immer noch und trage sie auch noch. Ich war auch überrascht von der großen Sorgfalt des Maßnehmens und Schnelligkeit des Nähens. Viel Freude noch…
Schöne Geschichte....wo sind die Fotos wie das nun an Euch aussieht?