Es kam mir in den Sinn, dass ich auch etwas über den Ort erzählen sollte, an dem wir mehr als 2 Monate bleiben.
Begonnen im zweiten Jahrhundert als kleiner Handelsplatz der Sa Huynh war Hoi An bis zum 16. Jahrhundert ein bedeutender Handelshafen. Das Sa Huynh Volk lebte in der Eisenzeit von 500 vor Christus bis zum Jahr 100, in Mittel- und Südvietnam. Ihr Erbe umfasst Keramik, Schmuck und die Salzproduktion. Aufgrund des optimalen Transportstandortes ließen sich von 15. bis 19. Jahrhundert Händler zunächst aus China und Japan, später auch aus Europa in der heutigen Altstadt von Hoi An nieder. Der Zustrom von Geld und Ware sowie Menschen und Ideen führen zum heutigen Schmelztigel von vietnamesisch, chinesisch, japanisch und europäischen, vor allem französischen Einflüssen.
Die Altstadt von Hoi An ist extrem gut erhalten, so dass sie bereits 1999 von der Unesco zur Weltkulturerbe gekürt wurde. Zum Glück, muss man sagen, wenn man sieht, wie an manchen anderen Orte gebaut wird. Auch wenn die Altstadt selbst wie ein Museum aussieht, ist es immer noch ein Stadtteil, in dem Menschen leben. Beispielsweise ist eines für das Publikum geöffnete Museum "Tan Ky" immer noch ein Privathaus. Die Nachkommen der Handelsfamilie, die das Haus bauten, leben noch immer im Obergeschoss. Unvorstellbar, Millionen von Besucher permanent im eigenen Haus auszuhalten. Die Altstadt ist trotz der vielen Touristen und die sich daraus entstehenden Veränderungen so authentisch geblieben, weil die dort lebenden Menschen ihre Tradition und Kulturen bewahren.
Als wir September 2015 zum ersten Mal nach Hoi An kamen, da war es hier touristisch noch überschaubar und die Altstadt ohne die Menschenmassen wie heute. Einmal pro Monat wird zum Vollmond das Laternenfest gefeiert. An diesem Abend machten alle Häuser um den Fluss herum die Lichter aus. Es wurden nur die typischen Hoi An Laternen angeschaltet. Man kann dann Papierlaternen mit kleinen Kerzen kaufen und sie mit einem Wunsch zu Wasser lassen. Im Halbdunkel mit den kleinen Lichter im Fluss war der Ort total bezaubernd. Wir haben uns in Hoi An verliebt. Nach fast 10 Jahren hat sich Hoi An rasend entwickelt. Das Laternenfest gibt es nun jeden Tag. Die Stadt wird dabei nicht mehr abgedunkelt. Um eine Papierlaterne zu Wasser zu lassen, muss man sich in langen Schlangen einreihen und warten. Wenn ein Ort schön ist, dann wollen da halt alle hin. Es gab allerdings auch Tage, wo es kaum Touristen gibt wie heute, dann tritt der Charm des Ortes wieder hervor.
In Hoi An kann man sehr vielfältig essen, einerseits aufgrund der verschiedenen Einflüsse aus der Herkunft und andererseits durch die Expats, von denen viele schon früh sich hier niederließen und Cafés und Restaurants eröffneten. Das "Dingo Deli" ist das erste westliche Café, in dem die digitalen Nomaden, von denen es hier viele gibt, ihr Laptop aufklappten und arbeiteten, lange bevor es Co Working Spaces gab. Außerdem hatten sie von Anfang an ein kleines westliche Lebensmittelsortiment sowie Brot und Kuchen angeboten, die man woanders nicht bekommen hatte. Das Deli gibt es nicht nur noch immer, sondern hat sich sogar vergrößert.
Das Einkaufen funktioniert hier anders, es ist eher ein Angebot- als ein Nachfragemarkt, d.h. Wenn du etwas siehst, was du gebrauchen könntest, muss du es kaufen, weil du nicht weiß, ob du entweder den Laden wieder findest oder der Verkaufsort ist mobil und kommt nicht wieder bei dir vorbei. Die Ausnahme bildet Touristenware wie Lederwaren, Maßkleidung und Souvenirs, die bekommt man überall. Wenn wir etwas bestimmtes brauchen, befragen wir Google und wenn es Läden "ausspuckt", dann laufen wir mit Hilfe von Google Maps dorthin. Viele der interessanten Läden habe ich tatsächlich über Google und Anzeigen in der Hoi An Expats Gruppe auf Facebook gefunden.
Spannend finde ich die vielen mobilen Verkaufswagen auf Mopeds oder Fahrräder, manche von ihnen kündigen sich mit Megaphone an. Wir haben Wagen mit Snacks, aber auch mit Haushaltswaren, Hackmesser und Sensen gessehen. Häufig kann man auch Haushaltswaren in den Märkten bekommen. An jeder Ecke gibt es Mini-Marts, die überwiegend Getränke und Knabbereien verkaufen. Es gibt eine vietnamesische Supermarktkette mit mehreren Läden, die 7Elevens ähnlich sind aber kein Vollsortiment haben. Es gibt also keine vergleichbare Orte wie unsere Supermärkte, wo man quasi alles bekommt.
Noch kurz über An Bang, wo wir in unserem Zwischenaufenthalt im Hotel waren. An Bang hat einen langen wunderschönen Sandstrand und ist eine tolle Ergänzung zu der Stadt. Früher war es ein Fischerdorf, noch heute kann man hier sehr frischem Fisch und Meeresfrüchte in einfachen Lokalen, einfach zubereitet genießen. Durch die damaligen Strandhütten wurden Hippies und Surfer angezogen, wo man noch heute dieses entspannte Gefühl dort erlebt. Wir sind sehr gerne in das Restaurant "Deck House" mit Strandzugang gegangen, es ist wie ein Beachclub eingerichtet und man kann dort den ganzen Tag in die tiefen gepolterten Sitzbänke herum lümmeln und immer wieder Getränke und Köstlichkeiten bestellen.
Auch wenn die Stadt sehr gewachsen ist und mehr Touristen herkommen, lieben wir diesen Ort noch immer. Man muss vielleicht nicht unbedingt mehr direkt in der Altstadt übernachten.
Es sind die Menschen, die sehr freundlich auf Fremde zugehen und hilfsbereit sind. Sie sind sehr fleißige Menschen, 8 Stunden Tage und Wochenenden kennen sie nicht. Es ist ein Ort, wo man Dinge langsamer und ruhiger angehen lässt. Wie oft musste ich mir schon anhören: "Take it easy.", "relax". Die einzigen grantigen Menschen, die wir erlebt haben, sind die Frauen, die in der Altstadt zwei Früchtekörbe mit einem Stock über die Schulter tragen. Das Verkaufen von Obst ist eher Fake, sondern sie wollen dein Fotomotiv sein und dafür kassieren und sie sind sehr aggressiv dabei und wenn man ablehnt, können sie sehr sehr böse sein.
Man hat eine große Auswahl an gut und günstiges, aber auch Essen in höherer Kategorie. Es ist der einzige Ort, wo ich in den Tag hinein leben kann. Gerne sitzen wir irgendwo bei einem Getränk und beobachten das Geschehen um uns herum. Und hier habe ich das Gefühl, alles ist möglich und einfach, es gibt keine Probleme. Solch ein ähnliches Gefühl kannte ich nur noch aus Kalifornien.
Nach zwei Wochen bekomme ich schon wieder das Gefühl - ja ich könnte hier leben, mein liebes Hoi An!
Immer wieder interessant und schön geschrieben 🥰….falls ihr wieder plant dort für einige Monate zu leben, dann hoffentlich zu einer Zeit, wo wir es schaffen euch zu besuchen ….und dann den ein oder anderen Tipp gerne auf die Probe stellen 😜…ganz liebe Grüße aus Wedel