Sapa im Winter ist in Nebel gehüllt. Wie ihr hier auf einige Fotos nachvollziehen kannst, man sieht nichts. Durch die Feuchtigkeit in Kombination mit der Kälte ist es gefühlt noch viel kälter. Die Pfirsichbäume blühen aber noch schön zartrosa. Dennoch, Sapa gefällt uns nicht.
Bei der Planung hatte ich mich mehr mit der An- und Abreise sowie Übernachtungsmöglichkeiten als mit Sapa selbst beschäftigt. Mir war der Fokus hier auf Trekking schon klar und dass wir das eben nicht sind. Entsprechend habe ich ein Hotel gewählt, dass abseits der Stadt liegt und gewisse Annehmlichkeiten wie eine Rooftop Bar mit BBQ, eine Spa und ein Schwimmbad bietet. Die Bar haben sie zugemacht, ob grundsätzlich oder weil das Hotel gerade nicht so stark besucht ist, keine Info. Bei der Spa sitzt man im Schaufenster, man kann von außen quasi zuschauen. Was bleibt, ist das großzügige Zimmer mit einem großen Bett und einem Fenstersitz, wenigstens ein guter Rückzugsort, und das Frühstücksbuffet ist auch sehr gut. (Pao's Sapa Leisure Hotel)
Sapa liegt weit im Norden Vietnams auf 1600 Meter über dem Meeresspiegel. Der höchste Berg Vietnams Fansipan in der Nähe ist 3143 Meter hoch. Die Grenze nach China in die Provinz Yunnan ist in ca. eine Stunde Autofahrt erreichbar.
Die Reise vom 350 km entfernten Hanoi ist noch heute beschwerlich. Man kann zwischen Nachtzug, Schlafbus oder Van entscheiden. Über die Straße dauert die Fahrt etwa 5-6 Stunden, über die Gleise 8 Stunden. Wir haben unzählige Youtube Videos über die Nachtfahrten im Zug angesehen, alle bewerten sie eher negativ. Wir hatten uns schon gegen die Zugfahrt entschieden, da bin ich auf Vic Sapa Train gestoßen. Sie haben ganz neue Schlafkabinen für VIPs (vietnamesisch bewertet 🙂). Am Ende hat Romantik und der neue Zug gesiegt. Wir nehmen ihn für den Hinweg. O-Ton meines Mannes: "Du magst in Deutschland kaum irgendwohin mit der Deutschen Bahn fahren und jetzt möchtest du in der Fremde sogar darin schlafen?" 🙂 Ja, Neugierde.
Um 22 Uhr ging es los, eine Stunde vorher sollten wir in den VIP waiting room sein, keine Ahnung warum. Im Internet gibt es Tipps wie z.B. Toilettenpapier mitbringen 😱. Wir stiegen ein und ich fand alles besser als befürchtet. Die Betten sind frisch in weiß bezogen, die Decke nicht zu dünn. Wasser, Oreo, Bananen, Einmal-Zahnbürste/-pasta lagen bereit. Natürlich ist die Kabine einigermaßen eng und es gibt weder eine private Toilette, geschweige denn Dusche, aber die Toilette und die Waschbecken für die Allgemeinsamheit waren nach vietnamesischen Standard sehr sauber. Nach fast 8 Stunden weckte mich mein Mann, ich bin doch eingeschlafen, er nicht so. Obwohl es erst 6 Uhr ist, buhlen schon viele Fahrer um Fahrgäste, aber unser Wagen wartete schon.
Der Wagen schlängelte den Berg hinauf, zum Glück war so früh noch wenig Verkehr auf der Straße. Dann fuhren wir in Sapa rein und dies hier war das erste, was wir sahen. Wir dachten: oh, an so einem Ort will ich jetzt unbedingt sein (Ironie).

So ähnlich sieht es in der kleinen Stadt Sapa leider überall aus. Sapa ist hässlich. Die kurze Hauptstraße ist voll Menschen und Autos und es ist sehr laut. Es ist dort permanent Stau, weil große Lastwagen durchfahren, obwohl die Straße kaum für 2 Spuren reicht.
Wir wollen aber das Beste aus den 3 Tagen machen.
12% der vietnamesischen Bevölkerung besteht aus 53 verschiedenen bekannten und anerkannten ethnischen Minderheiten. Dies lernten wir schon von Rehahn, den Fotografen, den wir damals, als wir länger in Hoi An waren, kennenlernten. Diese Minderheiten leben seit Jahrhunderten im Land. In der unmittelbaren Umgebung von Sapa leben die Hmong, Dao und Tay.
Genau die Kultur dieser Minderheitsgruppen hätte mich interessiert. Bei der Recherche kam ich auf Cat Cat Village, ein Dorf der Hmong's, mit Wasserfall und Reisterassen drum herum und man soll dort sehen können, wie die Hmongs leben. Alle Bewertungen im Netz weisen jedoch darauf hin, dass es aus dem Dorf inzwischen ein großer Souvenierladen geworden ist.
Nach 2-tagigen Suche im Internet kamen wir auf das Nachbarsdorf Sin Chai Village. Es wurde als sehr idyllisch und noch nicht vom Touristen besetzt, beschrieben. Wir wanderten dorthin und stellten fest, dass dort außer 2 Kaffee-Buden nichts war.
Auf dem Weg dorthin, derselbe, der auch nach Cat Cat führt, sieht es dann so aus: Ein Laden neben dem anderen, die Kostüme verleihen und die Kostümierte darin ablichten.

Auch in Sapa selbst trafen wir überall Hmong Frauen, die ihre Kunsthandwerk sehr aufdränglich verkaufen. Schlimmer noch ist die Ausnutzung ihrer Kinder. So werden kleine Mädchen (viele schätzen wir auf kleiner als 4) in traditionellen Hmong Tracht gesteckt und hübsch zurecht gemacht. Sie tanzen zu Recorder-Musik und betteln, kleine Jungs müssen Ware verkaufen helfen. Wir haben Kinder bis weit in den Abend auf der nassen Straße und in der Kälte sitzen sehen. Es bricht einem das Herz.
Als weitere Sehenswürdigkeit wurde uns der Bac Ha Markt an Sonntagen empfohlen. Dort sollen auch verschiedenen ethnischen Gruppen untereinander handeln. Wir stellten jedoch fest, dass pro Strecke 2,5 Stunden Fahrt notwendig ist, daher sind wir stattdessen zum Sapa Market gegangen, der angeblich an Sonntagen etwas umfangreicher sein soll. Im Erdgeschoss teilten sich Verkauf und Essensstände. Die Küche hat sehr schlecht gerochen, so dass wir dort nichts gegessen haben. Auf der oberen Etage sollte man ethnisches Kunsthandwerk bekommen. Tatsächlich werden dort aber überwiegend Klamotten von Fake-Designermarken verkauft. Davon gibt es hier extrem viel. Jeder trägt quasi nur "Designermarken".
Es war auch schwierig, gutes Essen zu finden. Nachdem wir einmal Hotpot im Hotel-Restaurant gegessen haben, haben wir dann endlich ein gutes Restaurant gefunden, der französisch-vietnamesisch kocht (Chu Su Kitchen). Wir waren dort an 2 Abenden und alles, was wir hatten waren sehr gut und das teuerste Abendessen kosteten umgerechnet 45€ Für uns beide inklusive Rotwein.
Von links: Geschmorte Entenkeule, geschmorte Schweinerippchen, Passionsfrucht-Käsekuchen, geräucherter Lachs, Sommerrollen zum selber rollen mit Pökelfleisch, Steak mit Pfeffersauce
Nach 3 Tagen Frieren, auch überall in den Räumlichkeiten, fahren wir mit dem Van nach Hanoi zurück. Bei der Abholung hatte der Fahrer einfach andere Gäste als uns beladen. Zum Glück haben wir uns das Kennzeichen geben lassen und konnte es klären. Mit Abholen zusätzlicher Gäste und 2 Stops hat die Fahrt 6 Stunden gedauert. Wir sind froh, nicht mehr in Sapa zu sein.
Trotzdem interessant zu lesen. 😊
Schade, aber manchmal wird man positiv und manchmal negativ überrascht. Wohin geht es als nächstes nach Hanoi?